Geschichte
1973
Auf Initiative der Steiermärkischen Landesregierung, Fachabteilung für das Gesundheitswesen wurde eine Beratungseinrichtung für suchtgefährdete Menschen gegründet.Sie ist eine anerkannte Einrichtung nach § 15 Suchtmittelgesetz zur Durchführung gesundheitsbezogener Maßnahmen.
Die erste Beratungseinrichtung befand sich am Joanneumring und war einmal wöchentlich für 2 Stunden mit 2 Mitarbeitern - einem Facharzt für Psychiatrie und einem Dipl. Sozialarbeiter - besetzt.
1979
Die Stelle übersiedelt in die Paulustorgasse und wurde auch personell wesentlich aufgestockt. Zu dieser Zeit war die Beratungsstelle noch in den Räumen der Landessanitätsdirektion untergebracht.
1983
Die Übersiedlung erfolgte in eigene Räumlichkeiten in der Leonhardstraße. Damit verbunden war auch eine wesentliche Erweiterung des Beratungsangebotes auf den gesamten Bereich von Suchterkrankungen (Essstörungen, stoffungebundene Suchtformen, Co-Abhängige u.v.m.) sowie
- auf Information und Fortbildung für Betroffene, Angehörige und professionelle Gruppen aus dem psychosozialen Feld
- Beratung und Begleitung
- Psychotherapie für Einzelpersonen, Familien und Gruppen
1997
Aus der Drogenberatung des Landes Steiermark ging die Präventionseinrichtung VIVID hervor, diese erhielt eigene Räumlichkeiten und einen selbständigen Wirkungsbereich
1998
Die Drogenberatung übernahm die Fachaufsicht von Drogenstreetwork und kooperierte diesbezüglich mit dem Trägerverein Caritas-Graz. Diese Aufgabe endete im Jahr 2002.
2003
Wir feierten unser 30-jähriges Bestehen mit ehemaligen MitarbeiterInnen und den uns begleitenden und unterstützenden Personen der FA8B des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung.
DSA Erwin Fasching, einer der Mitbegründer der Drogenberatung des Landes Steiermark, verfasste für uns einen kurzen Rückblick:

Damals haben Prim. Jaklitsch, bald auch unsere Renate Hutter und ich die Drogenberatungsstelle in Graz installiert. „Installiert“ ist bewusst gewählt, denn das hat etwas mit „Stall“ zu tun - wenn ich mir heute Eure Räume im Vergleich dazu anschaue.
Wir durften gnädigerweise unsere Arbeit in den Büros der Fachabteilung für Gesundheitswesen am Joanneumring ausüben (die üblichen Kanzleiräume mit den Titelschildern an den Türen), hatten dafür einmal in der Woche 2 Stunden Zeit und bekamen auch noch einen Bodygard beigestellt, der Schlüssel- und Kontrollgewalt von Amts wegen ausfüllte. Zum Glück war unser Herr Schmuck bald zum väterlichen Freund unserer Klienten geworden und oftmals die erste Klagemauer. Und dann war halt hofrätlich gedacht, dass wir dort hocken und warten bis uns die Klienten die Tür einrennen.
Die medizinische Oberaufsicht übte die Nervenklinik aus - per Distanz und ein bissl sehr weit distanziert von der Drogenszene. Aber schließlich gab es eh alle 6 Wochen einen „Suchtgiftgipfel“ bei seiner Spectabilis dem Professor, wo wir alle Berühmten wohlgefällig zusammensaßen: Hofräte, Ärzte, Kripo, Gericht, Staatsanwalt, Zoll und notgedrungen der Sozialarbeiter Fasching vom Landes-Sonderkrankenhaus, weil der hat erzählt was in der Szene läuft. In unserer Szene aus der letztlich unser Klientel kommen sollte. Weiß auch heute noch immer nicht was dort sonst besprochen werden hätte sollen - was Konkretes halt.....
Und man wurde aufgefordert in seiner Wortwahl vorsichtig zu sein, dass man nicht „in die Schere“ kommt zwischen Klinik und Gesundheitsbehörde. Sanft und lautlos auf der verbalen Pfote, denn die Presse ... um Gottes Willen!
Also: 2 Stunden, einmal die Woche und das von Renate und mir begrenzt durchgeführte Streetwork. Wir hatten keinen Groschen Geld natürlich für irgendwas - schließlich gab´s für die „Giftler“ ja noch keine Antragsformulare, aber eine große Portion Idealismus, der wohl heute die Grundlage für Eure prächtige Beratungsstelle geworden ist.
Nach einigen Jahren die Umsiedlung in die Paulustorgasse, neben die Polizeidirektion - nicht gerade eine anheimelige Adresse, aber auch das haben wir geschafft. Die Beratungstage wurden erweitert, es kamen neue Kollegen dazu, das erste Therapieangebot griff. Stützende Elterngruppen fanden statt und es zeigte sich dass in erster Linie jede Art von Sozialarbeit und Therapie gefragt war - was nicht allen gefallen hat.
Das irre Bild von Sozialarbeit gipfelte darin, dass man annahm, ich würde im Streetwork mit einem Foto von durchgebrannten Jugendlichen durch die Tschecherl ziehen, um sie zur Heimreise zu bewegen - mit knallharten Argumenten und ausgeklügelter Überzeugungskraft.
Es war die Zeit, wo die Frau Obersuchtgiftbeamte des Landes der Meinung war, dass jeder Experimentierer „entmündigt“ gehört, denn „diese Schande veranlasst seine Freunde sich vom ihm zurückzuziehen, er steht dann allein da und kommt zur Einsicht.“
Wenn man zufällig am Bahnhof angetroffen wurde, erntete man wissende Zustimmung, weil die „Giftler müssen gleich am Bahnhof abgefangen werden, wenn sie aus dem Orient kommen!“
Ja, liebe Freunde, zumindest Renate und ich hatten damals aber auch viel Spaß gehabt, aber nur leisen, denn laute Worte waren ja verboten und man stand flugs schon wieder zum Appell beim Herren Landessanitätsdirektor auf dem roten Teppich. Denn wir sollten ja nur im Untergrund arbeiten, keine Pressekonferenz, weil Gift durfte es keines geben in Graz - so damals der behördliche Wille.
Und all das haben wir auch mit viel Heiterkeit, Gelassenheit und gegenseitiger persönlicher Stütze ausgehalten. 13 Jahre war ich aktiv und ich möchte Euch sagen, dass es mir heute schon sehr gut tut, wenn ich sehe, was ihr aus unserer Basisarbeit gemacht habt ist. Freilich ist das Bewusstsein zu unserer Arbeit auch ein anderes geworden, aber es müssen Menschen da sein, die etwas bewegen wollen.
Das treibende Element war letztlich doch die Hartnäckigkeit über die wir verfügten - auch um manche völlig unsinnige Projekte zu verhindern.
Es ist schön, jetzt in meiner persönlichen und beruflichen Rückschau sagen zu können: Wir haben damals was inszeniert, und Ihr habt es professionell und herzeigbar weitergetragen. Alles Gute!
2012
Wir verabschiedeten unseren bisherigen ärztlichen Leiter Herrn Prim. DDr. Michael Lehofer, der uns in den vielen Jahren fachlich und persönlich unterstützend begleitete und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit unserem bisherigen Kollegen Herrn Dr. Hannes Sailer, der nun auch die ärztliche Leitung innehat.